Wie tief verwurzelt im Übrigen

die hier angesprochene FC Bayern - Abneigung von if - Autor Oliver Fritsch ist, läßt sein neuester Eintrag in seinem sog. "freistoss"-Blog "Gleiche Höhe" erahnen:

Schiedsrichter Markus Merk hat am 19. Mai 2001 (dieses Datum muss ich nicht recherchieren), beim Spiel zwischen dem Hamburger SV und Bayern München, zwei der fatalsten Fehlentscheidungen der jüngeren Fußball-Geschichte getroffen, was er, wie es ihm zusteht, anders beurteilt.

Eben, genauso wie die Meinungs - Trennung quer durch die beiden Lager geht, Schalke auf der einen Seite und FC Bayern, BVB, etc. auf der anderen...

Umstritten – weniger in Zeitung und Fernsehen, eher unter dem Fußball-Volk – war Merks Entscheidung "indirekter Freistoß"

Und einen Tag später entschloss sich "jemand" einen Newsletter einzurichten...

für die Bayern nach einem vermeintlich kontrollierten Rückspiel des HSV-Spielers Tomas Ujfalusis.

Ich habe danach niemanden persönlich kennengelernt, der dies so sah, ausser Schalke - Fans vielleicht...
;-)

Ich war einen Tag später auf einem Trainerlehrgang an der Sportschule Grünberg, wo diese Entscheidung heiß diskutiert wurde. Ein Kollege sagte: "Diesen Freistoß pfeift nur ein Schiedsrichter" und erhielt Zustimmung. Ich erwiderte mit mittlerweile gekühlter Wut: "Diesen Freistoß bekommt nur ein Verein zugesprochen."

Wir notieren, Herr Fritsch ist Schalke - Fan?! Oder - wie langweilig - einfach nur Bayern - Hasser!?

Seit Einführung der Regel vor gut einem Jahrzehnt ist der "Rückpass" in der Bundesliga höchstens fünf Mal, und dann nur in viel deutlicheren Situationen, geahndet worden. Ein halbes Jahr später übrigens hat Merk eine ähnliche Situation in Mönchengladbach durchgehen lassen.

Das ist der Beweis - Verschwörung (wir notieren weiter Herr Fritsch könnte auch Gladbach - Fan sein, was natürlich auch die prinzipielle Bayern - Abneigung erklären würde...)! Hier übrigens noch ein aktuelles Zitat von Merk zu diesem Rückpass:

Der Hamburger Abwehrspieler Tomas Ujfalusi hatte einen Ball Richtung Torlinie zurückgespielt, HSV-Schlussmann Matthias Schober diesen aufgenommen. "Unmöglich, dass der den Ball in die Hand nimmt", dachte da Merk und wendete zum ersten Mal in seinem Leben die damals schon neun Jahre alte Rückpassregel an. Er pfiff.

Das aber nur am Rande...

Der indirekte Freistoß mag, bestenfalls im Sinne Merks, umstritten gewesen sein; doch die falsche Entscheidung war die Nachspielzeit.

Ok, er macht den Adenauer, also nochmal von vorn...

Es war so: In der 89. Minute, beim Stand von 0:0, zeigt der Schiedsrichterassistent drei Minuten Nachspielzeit an. Unstrittig gilt als Ursache dafür das zeitverzögernde Spiel der Bayern.

Auf den ersten Blick Bayern-kritisch, auf den zweiter Blick aber durchaus korrekt, man glaubt es kaum...

Oliver Kahn wurde bei Abstößen in der zweiten Halbzeit oft von Merk ermahnt – nicht verwarnt (!), warum nicht verwarnt??

Noch ein Beweis für die besagte Verschwörung - Skandal!!

Bayern München wollte das 0:0 retten!

Stimmt, genauso wie Schalke eine Woche zuvor in Stuttgart bei der anschließenden 0:1 - Niederlage, die dieses Foto - Finish erst ermöglichte!

Warum hat man das damals nirgendwo gelesen?

Und was hätte dies am Versagen des FC Schalke geändert?

Sondern immer nur die Legende von der Unbesiegbarkeit der Bayern?

Keine Ahnung, aber Schalke hatte die Meisterschaft ja schließlich in der eigenen Hand, nach dem 3:1 - Sieg im Münchner Olympiastadion waren die Bayern doch so gut wie aus dem Rennen und psychologisch im Nachteil, aber StumpenRudi wollte ja partout nicht vom Titel reden und die Spieler offensichtlich auch nicht danach spielen, denn ansonsten hätte man, wie angesprochen, ganz einfach in Stuttgart auf Sieg und Titel spielen können - also wer hatte nun mehr die Hosen voll?! Einerlei, weiter im "Text":

Nun fällt in der 90. Minute das 1:0 für den HSV, das geschieht den Bayern recht, und die Nachspielzeit ist somit hinfällig geworden.

Sehr interessante These, zu dieser Fritsch'en Logik würde ich gerne einmal ein paar Quellennachweise lesen, z.b. im FIFA-, UEFA-, oder DFB - Regelbuch... Lassen wir das mal so stehen und buchen wir es unter emotionaler Unzurechnungsfähigkeit...

Warum soll ausgerechnet diejenige Mannschaft von einer solchen profitieren, die sie zu verantworten hat?! Man würde sie für ein "Vergehen" (was anderes ist Zeitspiel?) belohnen.

Bemerkt? Die Qualität, Tiefe und Objektivität des Berichtes wird mit zunehmenden Zeilen immer "besser"...
;-)

Aber nochmal kurz im Ernst:

Wenn Nachspielzeit angezeigt wird, dann kann diese gespielt werden, dies liegt im Ermessen des Schiedsrichters, er muss sie nicht spielen lassen und es gibt, zumindestens solange Herr Fritsch keine Belege liefert, soweit ich weiß keine Regel, die eine einseitige Nachspielzeit vorsieht, also die nur für ein Team gilt, weil es z.b. nachweisbar(!) alleine für die benötigte Nachspielzeit verantwortlich ist!

Aber wir wollen nicht zu tief ins verletzte königsblaue Fan-Herz abschweifen, also bringen wir es zu Ende:

Wie falsch das ist, zeigt folgender Gedanke: Folgt man der Rechtslogik des Nachspielzeitbefürworters (nennen wir sie rechtspositivistisch), hätte Merk anschließend anders handeln müssen. Er entscheidet in der 93. Minute auf indirekten Freistoß für die Bayern, der durch die Verzögerung der Hamburger erst in der 95. Minute ausgeführt wird; mit dem bekannten Ergebnis.

Nun, über die Länge der Nachspielzeit hat sich SR Merk unlängst erneut geäußert und zwar in der Form, dass "die angezeigten 3 Minuten Nachspielzeit verlängert wurden, durch den intensiven Jubel der HSV - Spieler nach dem 1:0", was durchaus üblich und vor allem auch bei der letzten EM so praktiziert wurde und - schon wieder - im Ermessen des Schiedsrichters liegt, ganz ohne Bestechnung und Verschwörungstheorie...

Rechtspositivist Merk hätte die Ausführung dieses Freistoßes mit dem selben Argument verhindern müssen, mit dem er die vorherige Nachspielzeit begründet hatte.

Weshalb nun insgesamt über 94 Minuten gespielt wurden, ist ja inzwischen auch schon geklärt, s.oben

Das Regelwerk sieht vor, dass nach Ablauf der Spielzeit lediglich ein Strafstoß zwingend auszuführen ist, nicht aber ein Freistoß.

Ja, muss nicht, kann, schon wieder dieser böse Ermessenspielraum...

Fiat justitia et pereat mundus: Recht muss geschehen, und wenn die Welt daran zugrunde geht.

Naja, die Welt sicherlich nicht, abgesehen von der einiger Fußball - Fans aus dem Ruhrgebiet, oder Göttingen...

Zweifellos ist diese Variante fußballfremd und absurd. Jedoch ist sie genauso ungerecht wie diejenige Merks: ein Mal Zeitschinderei belohnen, ein anderes Mal bestrafen. Am Ende hatten wir den Salat: ein Meister, der für Zeitspiel belohnt wird,

"Meister der Nachspielzeit", das ist neu, dann waren wir das also, bevor es Werder Bremen 2003/04 wurde?! So hab ich das noch gar nicht gesehen...
;-)

auf einen fragwürdigen Freistoß angewiesen ist

Der FC Bayern war auf gar nichts "angewiesen" - der FC Schalke hätte einfach den Sack in Stuttgart und den Wochen davor zumachen sollen (um mal in der Fußballer - Sprache zu bleiben) und dann hätten den Bayern auch 25 nachgespielte Minuten nichts genutzt!

und unwidersprochen von sich behaupten darf: "Wir sind unschlagbar!" In den Zeitungen hat man darüber nicht viel gelesen; allein die tageszeitung sprach von "Auftragsarbeit für Dauerbegünstigte".

Die taz, die Herrn Fritsch interviewte und ihn so zum "Experten adelte"?!
8-)

Die ihm zu Hilfte eilte, als sie von obiger "Auftragsarbeit für Dauerbegünstigte" sprach und auch die, bei derlei Anlässen übliche, verbitterte Karikatur des typischen Bayern - Fans intonierte:

Erwin hörte sich das alles an, ohne ihn zu unterbrechen. Dann sagte er etwas, das ihm wirklich gut tat. Er sagte: "Die Bayern-Fans sind die allerärmsten Würstchen!" "Was?" "Überleg doch mal: Wer es nötig hat, einen Club als Lieblingsmannschaft zu haben, der den Titel in Serie holt, was muss das für eine arme Wurst sein?" "Das kann man wohl sagen. Eine ganz arme Wurst, die sich vor jedem Risiko die Hose bepisst." "Wie die, die beim Skat nur das Spiel machen, wenn sie vorher drei Gutachten eingeholt haben, dass es nicht zu verlieren ist." "Richtig, Erwin, genau wie die!"

Wobei ich der taz die ironische Ader nicht absprechen will, ein Wesenszug, der all den ideologisch verbohrten, in Weltbildern verhafteten, vom Glück verschmähten (so glauben sie zumindestens) und sich bei der Jagd nach Bayern - Mißerfolgen verzehrenden, gepeinigten Fans wohl eher abzugehen scheint, schade, denn ansonsten könnten wir alle mal ganz entspannt, vielleicht bei einem Bier, über Hamburg 2001 und Barcelona 1999 quatschen...