Dienstag, 16. Januar 2007

Unappetitlich!

Ehrlich. Für einige Momente war ich heute echt sprachlos und irgendwie benommen als ich von Deislers Karriereende las.

Das ging mir nahe.

Richtig wütend machten mich aber erst diverse Kommentare in Blog-Beiträgen zu diesem Thema von allerlei geistigen Tieffliegern, die einen direkten Zusammenhang zwischen seinen (psychischen) Problemen und seinem Wechsel zum und seiner Zeit beim FC Bayern zogen. An anderer Stelle wurden (mal wieder) die Vokabeln "Psycho" und "Pille" angewendet.

Für alle Bekloppten und Beschränkten dieser Welt: Depressionen sind eine richtige Krankheit, genauso wie Krebs oder Grippe! Und nur weil das in Euer Spatzenhirn nicht reingeht, müsst ihr hier nicht 10% der deutschen Bevölkerung verunglimpfen.

10%? Ja. So viele Menschen haben in diesem Land nämlich psychische Probleme. Viele davon gestehen es sich wahrscheinlich gar nicht ein, weil sie schließlich ganz harte Typen sind. Ein Tabu. Auch im Fußball-Umfeld, ebenso wie Homosexualität.

Zum Glück gibt es noch aufgeklärte und weit weniger dumpfe Menschen und Blogger, die (über Vereins- und Ideologiegrenzen hinweg) dazu in der Lage sind, über Deisler ganz normal zu reden und zumindestens annähernd so etwas wie Mitgefühl zu empfinden.

Mir persönlich ist es völlig schnuppe, ob wir jetzt auf Deislers Position ein Problem bekommen. Das ist nur Fußball. Nur ein Spiel. Es gibt wichtigere Probleme.

Und zu konstruieren, die Spekulationen (nicht von Seiten des Vereins oder UH!) über Ribery hätten Deisler wieder in Depressionen gestürzt, ist geradezu fahrlässig. Vor allem weil UH ja deutlich gemacht hat, dass der FC Bayern einen Ribery mit einem starken und gesunden Deisler überhaupt nicht braucht!

Ferner die Behauptung, "der Druck auf SD wäre in München noch stärker als in Berlin gewesen"! Schlimm. Worauf soll denn diese Aussage beruhen? Deisler wurde in Berlin zum Star aufgebaut. Das Wort "Basti-Fantasti" ist nicht in München kreiert worden!

In München ging es Deisler von der Aufmerksamkeit und vom medialen Druck doch viel besser als irgendwo sonst. Hier war er ein Star unter vielen, der Verein, vor allem UH stand bedingungslos hinter ihm. Welcher andere Verein hätte wohl so viel Geduld mit einem seiner Spieler gehabt, sich leisten können?

Nein, nein. Ich lasse derlei "Argumente" nicht gelten und bei solch' unappetitlich verbalen Aussetzern sehe ich Rot. Sorry.

Deisler geht!

Und zwar ganz. Komplett. Aus.

Nach dem gestern bekannt gewordenen Abschied von Brazzo nun heute der nächste Hammer:

Sebastian Deisler beendet seine Karriere!

Sein Knie. Die Qualen. Alles gute Gründe. Und selbst der Schritt selbst kann nicht überraschen, sind seine Verletzungen doch inzwischen legendär. Aber seine lichten und glanzvollen Momente haben bei uns allen immer wieder die Hoffnung aufkeimen lassen, dass es irgendwann mit ihm klappt.

So wird er uns leider nur als das Talent in Erinnerung bleiben, dessen Körper nicht mit den Anforderungen Schritt halten konnte.

Auch Dir, Sebastian: Danke für alles!

Für die schönen Momente. Für den Glanz, den Du uns allen geschenkt hast.